Heute geht es um Meer. Und um den schlimmsten Besuch den es geben kann: ungebetenen Besuch. Wir beschäftigen uns heute mit dem Vorfall des“utsuro bune”.
Diese Geschichte gilt als eine der ersten ausführlich dokumentierten Fälle eines sogenannten USO. Aber was ist ein USO und was macht man, wenn die message in a bottle nicht die eigene Sprache spricht?”
Diese und weitere Fragen kläre mit meinem heutigen Gast: Amelie.
Amelie, wir waren dieses Jahr etwas öfter am Meer, als mir lieb ist. Du schlägst immer wieder vor ans Meer zu fahren und langsam mache ich mir Sorgen, dass du dich am 10. Hochzeitstag in eine Meerjungfrau verwandelst, oder darauf hoffst, dass wir einen magischen Heilbutt finden, wie der Fischer und seine Frau..
jedenfalls waren wir am Strand und ich sagte
Franzi: “Guck mal das Einhorn”
Amelie: “bitte was?”
Franzi “Na das Einhorn auf dem Wasser”
daraufhin hast du meine Stirn auf Fieber überprüft, anstatt dir das aufblasbare Einhorn anzugucken, das dort, mit einem Kind bestückt, aufs Meer hinaustrieb.
Aber was, wenn es gar kein aufblasbares Einhorn war? Was, wenn das nur eine clevere Tarnung für ein USO war? Ich seh n USO, was siehst du so? Amelie was könnte das sein?
USO steht natürlich für “Unidentified submerged object” n Unterwasser-Ufo. Einfach mal was anderes, UFO aus der Luft kann ja jeder photoshoppen.
Die folgende Erzählung des Utsuro Bune, manchmal auch Utsuro Fune genannt, ist jedenfalls, im Gegensatz zu vielen anderen UFO stories “gut” und “zeitnah” “dokumentiert”.
Und damit möchte ich sagen: es gibt mindestens vier Niederschriften dieses Vorfalls, die zumindest noch im selben Jahrhundert angefertigt worden sind! Wow.
Oushuku Zakki (Verschiedene Notizen) (1815) Toen Shōsetsu (Geschichten aus dem Kaninchengarten, 1825), Hyōryū kishū (Geschichten von Treibenden, um 1835) Ume-no-chiri (Staub der Pflaume, 1844)
Die letzten 3 sind die Bekanntesten zu dem Vorfall. Aber, wie immer, weichen alle etwas voneinander ab.
Ich werde heute die einzelnen, aber ähnlichen Geschichten etwas vermischen, denn die in Anführungszeichen “Wahrheit” liegt sicher auch irgendwo dazwischen. Submerged unter der Fiktion. Wow.. bin heute wohl so deep wie der Ozean.
Wir schreiben das Jahr 1803, “genauer” gesagt 22. Februar 1803.
Es war ein kühler Morgen. Die Sonne trat gerade über den Horizont und die ersten Sonnenstrahlen erreichten die Ostküste Japans, die Stadt Hitachi in der heutigen Präfektur Ibaraki.
Die Fischer hatten ihre Boote zu Wasser gelassen, wie jeden Tag. Die Wellen schlugen rhythmisch gegen die Seitenwände und wiegten die Fischer sanft hin und her, während diese sich auf ihren Fischfang konzentrierten, wie jeden Tag.
Doch ansonsten sollte nichts mehr sein, wie an jedem Tag.
“Guck ma.”
“Was?”
“Das Ding im Wasser”
“Oha”
“jo.”
“lass ma hin”
“jo”
so ungefähr werden sie sich ausgetauscht haben, bevor sie sich aufmachten, um das in der Ferne schwimmende Objekt aus dem Wasser zu “fischen”.
Umso näher sie an das Utsuro Bune heranruderten, desto sicherer erkannten sie: das schwimmende Ding ist KEIN anderes Fischerboot, das gerade wegtreibt, das ist ein… Keine Ahnung, gucken wir mal.
Sie schauten sich das bauchige Objekt sehr genau an und schätzten es auf eine Höhe von 3,30 Metern und eine Länge bzw Breite von 5,40 Metern.
Es war mit schwarzer Farbe überzogen und hatte einen verdickten Rand in der Mitte.
Der obere Teil sah laut der Fischer so aus, als sei er aus lackiertem Rosenholz. Sie konnten auch mehrere eingelassene Fenster aus Kristall oder aus Glas erkennen.
Die Fenster waren vergittert und mit einer Art Baumharz verstopft oder versiegelt, ähnlich unserem heutigen Fenster-Kitt.
Der untere Teil des schwimmenden Objekts war offenbar mit einer Art Metallplatten bedeckt, die auf die Fischer einen schweren und aufwändig geschmiedeten Eindruck machten.
Es wurde teilweise sogar als “westliche Qualität” beschrieben.
Vermutlich sollten die Metallplatten das Objekt stabilisieren und schützen, damit es nicht an felsigen Klippen oder Ähnlichem zerschellen würde.
Die Form des Utsuro Bune erinnerte sie an ein Kōro oder wie auch immer es korrekt heißen mag, so wurde es mehrfach genannt, jedenfalls ein japanisches Räucher-Gefäß.
Ein Gefäß, mit dem man duftendes Rauchzeug oder Räuchertstäbchen verbrennen kann; “Das Febrez vergangener Zeiten.”
Woran erinnert dich das Räucher-Ding?
UFO? was? neeeiin… Es ist natürlich ein Boot, du albernes Ding.
Als Vergleich wurde aber auch eine klassische Reis-Schüssel angeführt.
Klären wir doch auch kurz, was die Übersetzung von “Utsuro-bune” ist, Amelie?
“hohles” … “Boot”. Ja, wow. Ich weiß.
Die Fischer staunten nicht schlecht über dieses Ding und zogen das “hohle Boot” an Land.
Klingt nach Zungenbrecher: “fünf flinke Fischer holten das hohle Boot an Land.”
“fünf flinke Fischer holten das hohle Ufo an Land.” Ups.. siehst du ist gar nicht so leicht.
Die Info über das Anlanden dieses wundersamen Schiffs verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
Alsbald war der Strand überfüllt mit Schaulustigen der näheren Umgebung.
Alle begutachteten das Boot und waren an dessen fortschrittlicher Technik interessiert.
Eine Person wollte es ganz genau wissen und kletterte ein Stück auf das utsuro bune hinauf, um besser durch eines der “Gitterfenster” schauen zu können.
Sie waren ganz verblüfft und begeistert, dass man wirklich durch diese Fenster ins Innere schauen konnte.
Dazu sei gesagt: Bis zu diesem Vorfall, waren in Japan nur sogenannte “Shoji” standard, also das, was wir heute als typisch japanisch erkennen würden: auf Holzrahmen gespannte Papierlagen, die dieses typische weiche Licht ins Haus lassen.
Erst 1869, also knapp 70 Jahre danach, wurden Glasfenster auch in Japan “gängig” und dementsprechend fasziniert waren jene, die durch die Fenster in das Utsuro Bune direkt ins Innere schauen konnten.
Dennoch wirkten die Fenster etwas matt oder verschmutzt, Das wäre jetzt übrigens so eine gute Gelegenheit für ne Produktplatzierung des Fenstersaugers, den du seit Neuestem besitzt, aber noch nicht ein einziges mal verwendet hast.
diejenigen, die reinschauten, sahen, dass das Innere des Bootes mit Texten verziert war, deren Sprache bzw. Schrift sie nicht kannten. Und sie konnten ausmachen, dass sich irgendetwas im Inneren dieses Bootes windete.
Plötzlich: öffnete sich eine Klappe am Rumpf.
Aus dem Inneren des hohlen Bootes heraus, trat eine junge Frau.
Unvergleichlich schön sei sie gewesen.
Um ehrlich zu sein; die Bilder von ihr sehen irgendwie nicht ganz nach unvergleichlich schön aus, aber vielleicht habe ich auch andere Ideale oder die Person, die die Frau des utsuro bune festgehalten hat, konnte nicht so gut zeichnen, weil sie so abgelenkt war von ihrer Schönheit.
Die Fremde junge Frau war wohl zwischen 18 und 20 Jahren alt, und ca. 1,50m groß.
Sie hatte eine sehr blasse rosa Haut, manchmal heißt es aber auch “weiß wie Schnee”. Die Fremde hatte rote Augenbrauen und lange rote Haare, die ihr über die Schultern fielen. Ihr Haar war mit weißen Strähnen gespickt.
Es waren jedoch keine weißen oder grauen Strähnen, wie von alten Leuten wie mir, ehem…es waren: “Extensions”.
Die Beobachtenden glaubten, es handele sich dabei vielleicht sogar um Pelz!
Theorie Nummer 1: irgendwann in der Zukunft wird Heidi Klum ausversehen durch ihr schiefes Singen bei einer Show ein Wurmloch erzeugen und eine Deko-Halbkugel mitsamt einer Germanys Next Top Model Kandidatin, die komisch verkleidet ist, in der Zeit zurückschicken. Nicht?
Ok, weiter im Text: Ihr Kleid war aus unbekanntem Material und, für die Region, auch ungewöhnlich geschnitten:
oben eng und an den Knöcheln lockerer.
Ich sage ja GNTM aus der Zukunft!
Die Einheimischen waren jedenfalls auch davon begeistert oder neidisch: vermutlich irgendwas dazwischen.
Sie versuchten, die Frau auf japanisch anzusprechen, bekamen aber wohl keine Antwort.
Es war offensichtlich: die Alte ist nicht von hier.
Auch sie richtete das Wort an die Einheimischen, aber niemand konnte auch nur ein Wort verstehen.
Sie redeten auf sie ein und gestikulierten, aber kamen in der Kommunikation nicht weiter.
Während die einen sich der Frau zuwandten, erkundeten andere inzwischen das Innere des Ufos…ehm..des Utsuro Bune.
Sie fanden zwei Bettlaken, in manchen Erzählungen heißt es auch es seien “Teppiche” gewesen, eine wunderschöne Tasse, deren Verzierungen niemand identifizieren konnte, eine Flasche die mit 3,6 Litern Wasser gefüllt war
(ok,.. möchte ich kurz einwerfen: wer gibt sonst normalerweise viiieeel zu viele solch unnützer Details von sich? Richtig: Lügner machen das. aber gut)..
weiterhin befanden sich im Inneren etwas Kuchen und in Form gebrachtes Hackfleisch.
Sorry, aber die konnten schätzen, dass es 3,6 Liter waren, verraten mir aber nicht in welcher FORM das Hackfleisch war?
War es ein Mett-Igel? waren es Dino-Chicken-Nuggets?
Ich brauche Antworten!
Ebenfalls unklar: WARUM hatte sie das Essen dabei? Zum eigenen Verzehr, oder aber… Amelie?
Zum Handel vielleicht? War sie eine Hackfleisch-Form-Teppich-Vertreterin, die nebenbei ein Multi-Level-Marketing Business für Fell-Extensions betreibt und den Einheimischen nur immer und immer wieder sagte: “Komm in die Gruppe!” ?
Wir wissen es nicht.
Während all dieser Aufregung und Aufhebens um ihre Person, umklammerte die junge Schönheit unablässig und sehr entschlossen eine Holzkiste von ca. 60 cm. Kantenlänge.
Natürlich wollten die Schaulustigen auch die Kiste inspizieren.
Aber nix da! Die Frau des hohlen Bootes machte wohl ziemlich eindeutig klar, dass niemand außer ihr diese Kiste in die Flossen (lol) bekommen würde. Verstehst du? Flossen, Meer. ok..weiter im Text.
Die Bewohner*innen hatten keine Ahnung was zu tun sei, also wurde ein “alter” Einheimischer (vermutlich war der nur 41)... befragt, was es mit dieser Frau auf sich haben könnte.
Und vorallem: mit der Box.
Dazu mal ganz kurz: als ich die Geschichte las, kam mir das relativ ruhig vor als Szenario, irgendwie gechillt.
Es hieß auch, dass die Fremde immer ganz freundlich und liebevoll schaute.
AAAAber! So, wie ich Menschen und vor allem Menschen in Mengen kennengelernt habe, werden die nicht vorsichtig und nett an sie herangetreten sein, schätze ich.
Außerdem waren diese Einwohner der Frau ja genauso fremd wie sie ihnen!
Stell dir die Geschichte mal aus ihrer Perspektive vor:
du standest irgendwo im Nirgendwo.
Jemand rettet dich…oder wolltest du vielleicht gar nicht “gerettet” werden? also schleppt dich vielleicht sogar jemand unfreiwillig von deinem Kurs ab! Und dann klettern sie auch noch auf dein Vehikel um bei dir reinzuglotzen.
Du trittst den Weg proaktiv an, kommst raus, niemand spricht deine Sprache, alle starren und tuscheln.
Und DANN wollen die noch genau an DIE Kiste, die du bewusst mit aus dem Boot herausgenommen hast, damit sie die nicht öffnen, weil du darin deine getragene Unterwäsche aufbewahrst.. oder deine vollgerotzten Taschentücher, oder dein benutztes Klopapier, weiß der Geier!
Ich hätte jedenfalls auch SEHR ablehnend reagiert an ihrer Stelle.
Aber noch mal zurück zur Box…
WAS IST IN DER MYSTERY BOX?
a) getragene Wäsche b) 500 Eur c) getragene Wäsche, die in Japan 500 Eur Wert ist d) ..auf jeden Fall das, was der “alte” Mann sagt!
was sagte also der alte weise Mann aus dem Ort?
selbstverständlich könnte es nur eines sein, denn er gab Folgendes von sich: „Diese Frau könnte eine Prinzessin aus einem fremden Land sein. Vielleicht aus England oder vielleicht aus Indien. Die Frau war verheiratet. Nach der Hochzeit ging sie jedoch eine Affäre mit einem der Stadtbewohner ein und verursachte damit einen riesigen Skandal.
Ihr Liebhaber wurde daher zur Strafe getötet.
Die Prinzessin hingegen genoss sehr viel Sympathie und entging dadurch der Todesstrafe. Stattdessen wurde sie in diesem Utsuro-Bune ausgesetzt, um sie ihrem Schicksal zu überlassen.
Wenn dies zutrifft, könnte die quadratische Box nur eines enthalten:” Noch mal raten Amelie? Nein? Ok.. Ich sag’s dir:
Den abgetrennten Kopf des verstorbenen Liebhabers.” Die gute alte Kopf-Schachtel: man kennt’s, oder?
Aber er schien es wirklich zu kennen! Denn um seine hanebüchene Story zu verifizieren, ergänzte er noch: “In der Vergangenheit wurde, nicht weit von hier, ein sehr ähnliches Objekt mit einer Frau an einen Strand gespült.
Bei diesem Vorfall wurde ein kleines Brett mit darauf festgestecktem Kopf gefunden. Der Inhalt könnte daher der Selbe sein und erklären, warum sie ihn so sehr beschützt.” Achja, und wann war diese “Vergangenheit” und wo war “nicht weit von hier” ? Richtiger Jonathan Frakes Moment! Vorallem hat er das erst zum Schluss seiner Story angefügt, vermutlich nachdem schon einige kritische Blicke kamen und manche sich überlegten, ob so ein Utsuro Bune nicht auch eine kostengünstige Alternative zum Altenheim wäre.
Mal eine Frage zum nach denk-ZEN: Wenn ein “alter” so genau weiß, wie es läuft, mit fremden Frauen aus hohlen Booten und niemand mehr in seinem Alter da ist, um seine Story zu widerlegen: hat es dann wirklich schon mal so einen Vorfall gegeben? Verstehst du? wegen Baum, der fällt und niemand hört es und so. Hui, ich sollte Coach werden.
Eine wichtige Sache, die mir noch zur Box einfällt: Fast jede der Zeichnungen zeigt eine sehr rechteckige Schachtel. Aber in den meisten Notizen der Geschichte wurde von quadratischer Schachtel berichtet und auch nur ein Kanten-Maß genannt. 60cm.
Weshalb sollte ein GANZER Kopf in einer so flache Schachtel passen? Das wäre dann wohl eher das ausgebreitete Gesicht, was widerum auch besser zur Beschreibung des “Präzedensfalls” des auf Holz “aufgesteckten” Kopfes passen würde.
Von den Proportionen der Zeichnungen her würde ich die Schachtel schon auf 60cm länge, aber 20 cm Breite und 10 cm Höhe schätzen.
Ich glaube ja, sie war einfach die allererste Marie Kondo, die den Leuten smarte Ordnungssysteme näherbringen wollte, mithilfe ihrer Kopf-Kiste und der Frage “does this bring joy to you?”.
Face your fears!
Kopfschachtel hin, Kopfschachtel her: Was glaubst du, was für Ideen hatte der alte Mann, zur Lösung dieses seltsamen “Problems”?
Er fuhr fort: “Sollte unser Gebietsherr Informationen über den Vorfall des Utsuro Bunes bei uns erlangen, könnten wir angewiesen werden, sowohl die Frau als auch das Boot und deren Herkunft zu untersuchen. Dies wäre ein sehr kostspieliges Unterfangen!
Da es aber bereits einen Präzedenzfall gibt, sollten wir ebenfalls die Frau in das Boot setzen und wegschicken.
Aus humanitärer Sicht mag es grausam erscheinen, aber diese Behandlung ist offensichtlich ihr Schicksal.” JUNGE! Ich mein: ey Alter, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
1. Der “Präzedensfall” ist in der Runde offenbar nur dir bekannt und kam auch erst zum Schluss deiner Story, weiß nicht Diggi, weiß nicht.
2. Ja gut, wenn sie losgeschickt wurde, um sie ihrem Schicksal zu überlassen, dann ist das Schicksal ja wohl, ob sie eine Gruppe findet, die sie aufnimmt und nicht, dass sie IM Wasser bleiben soll.
Nicht aus Angst oder Hass oder ähnlichen Gründen, sondern aus “Tradition”, die nicht mal ihre eigene ist und die sie nur erraten! (und aus Überforderung, Angst vor Geldverschwendung und natürlich Drama, baby).
Die StadtbewohnerInnen waren nach dieser Ansage zwar verängstigt, aber die Fischer setzten das UFO Boot, ehm utsuro bune, wieder zusammen, setzten die Frau hinein und ließen es ins Meer treiben. Leider habe ich keinen Hinweis gefunden, ob die Frau freiwillig in das Utsuro Bune stieg oder vielleicht sogar happy drüber war, wieder einzusteigen.
In einer anderen Version der Geschichte, bleibt die Frau aus dem hohlen Boot übrigens dort, wo sie gestrandet ist, und wird alt.
Der Fall „Hirokata Zuihitsu” ist eine der angeblchen Hohlen-Boots-Sichtungen vor 1800. Dort “legte” solch ein Boot in Toyohahshi an und es wurde berichtet, dass sie nach Nagasaki zurückgeschickt wurde, weil sie die Sprache nicht verstand. Ob das zurückschicken auf Land oder Meer gemeint ist; keine Ahnung.
2010 und 2013 fand man noch zwei seltene Tuschedrucke aus der Edo-Zeit. Sie decken sich inhaltlich größten Teils mit den Erzählungen aus Toen Shōsetsu (Geschichten aus dem Kaninchengarten) nur der “Tatort” war ein andere, es wurde nämlich “Minato Bōshū” also der Hafen von Bōshū angegeben.
Apropos Ort. Es gibt mehrere Ortsangaben. Sei es nun Minato Bōshū, Haratono-hama or Hara-yadori: keiner dieser Orte ist in Japan bekannt. Dabei waren sie doch immer so akribisch und haben um 1907 sogar die Kartierung Japans vervollständigt.
Warum nun also verschiedene Ortsnamen? Das Center for Inquiry tippt darauf, dass bewusst echt klingende Fantasienamen gewählt wurden, damit die Geschichte nicht direkt als Fake entlarvt werden könnte.
Dann gibt es aber auch noch die Theorie, dass alles am selben Ort stattgefunden habe, aber mehrmals und zu unterschiedlicher Zeit! Dementsprechend seien Orte einfach in der vollständigen Kartierung Japans vergessen worden, weil man sie zwischenzeitlich umbenannt hätte.
Auch möglich, dass es sich um eine Fehldeutung der Symbole handelt. Also ein und dieselbe Stadt war gemeint, aber durch unterschiedliche Schriftzeichenvarianten und unterschiedliche Lautbildung oder Kurzschreibweisen etc. könnte man annehmen, es handle sich um verschiedene Orte. Eines der frühesten Vorkommnisse eines hohlen Schiffes begab sich angeblich zur Zeit des 7. Jahrhunderts.
Und dann gab es noch die sehr ähnliche Geschichte der Prinzessin Wake. Kurzfassung:
Fischer findet Boot und zieht es an Land. im Boot ist n verängstigtes Mädchen. Sie sagte, sie sei eine Prinzessin, die Tochter des chinesischen Kaisers und sie sei vor ihrer grausamen Stiefmutter geflohen. Der Fischer hatte Mitleid und zog sie zusammen mit seiner Frau groß.
Prinzessin Wake heiratete später den Prinzen der Provinz Iyo und bekam einen Sohn: Ochimiko, der dann Stammvater des mächtigen Kōno- Clans. wurde. Auch Prinzessin Wake soll etwas dabei gehabt haben. Aber keinen Liebhaber-Kopf, sondern: Seidenkokons. Und damit den Grundstein Japans berühmter und qualvoller Seidenindustrie.
Gleiche Story, anderer Name: die “goldene Prinzessin” Konjiki-hime. Also “hime” heißt Prinzessin. Prinzessin “Konjiki” wäre richtig. Same procedure as every century: Fischer findet Mädchen im Boot, diese “Prinzessin” kam diesmal aus Indien. Prinzessin belohnt die Freundlichkeit des Fischers und seiner Frau, in dem sie ihnen die Geheimnisse der Seidenraupenzucht verrät.
In der Urologie wird die Geschichte des Utsuro Bune selbstverständlich als Beweis einer frühen Begegnung der dritten Art angesehen. Das hohle Boot sei in seiner Abbildung eindeutig die Darstellung eines UFO. Das Ufo habe demnach, evtl. auch unfreiwillig, eine Wasserlandung gemacht. Oder es sei eben ein USO, ein Alien u-boot.
Die Schriftzeichen im Inneren waren ja unbekannt, eventuell kam daher die Vermutung einer britischen, bengalischen oder amerikanischen Prinzessin auf. Allerdings kannten die Einwohner*innen Japans eigentlich Brittische Schrift und dementsprechend auch amerikanische. Man kann die Zeichen bis heute nicht zuordnen.
Es muss sich daher eindeutig um Alien-Schrift handeln. logisch. Eine Gewisse Ähnlichkeit wird auch den Symbolen zugeschrieben, wie sie beim Rendlesham-Forest-Vorfall in England berichtet wurden.
Den haben wir im Podcast übrigens noch nicht besprochen, aber ich muss auch sagen: sehe da selbst ehrlich gesagt keinerlei Ähnlichkeit, außer der Tatsache, dass ICH es halt nicht lesen kann.
Ähnliche Zeichnungen seien angeblich auch in Höhlen gefunden worden (dazu habe ich allerdings keinerlei wirkliche Dokumentation gefunden). Auch soll die Beschreibung der Frau mit ihrer “außergewöhnlichen” Kleidung, Hinweis sein, dass sie nicht menschlicher Natur war. Ehm..warum? keine Ahnung. wilde Spekulation der UFO Anhänger*innen. Häufig wurde beschrieben, dass eines der Symbole auch starke Ähnlichkeit mit der koreanischen Flagge hätte. Hat also nicht Heidi Klum, sondern Südkorea eine Zeitmaschine? Gucken wir uns das doch kurz an.
Amelie: das hier sind noch mal die Symbole, wie sie im Inneren des Schiffes gesehn worden sind: und ja, erstaunlich ist, dass die Symbole relativ ähnlich sind, in den verschiedenen Darstellungen, also da wird jemand das nicht nur verbal weitergetragen haben, das muss jemand direkt von anderen abgezeichnet haben. Und jetzt zeig ich dir die süd-Koreanische Flagge, wie sie heute bekannt ist
und dann zeig ich dir die Flagge der Joseon Navy. Die Joseon-Dynastie herrschte in Korea von 1392 bis 1897. Dazugehörig war dementsprechend die Joseon Navy, die diese Flagge hatte. Das Ding ist: nichts davon sieht den besonders hervorgehobenen Symbolen aus dem Inneren des Schiffs ähnlich. Es sieht dieser Art guckloch-Verkleidung auf dem Oberdeck ähnlich, wie sie in den Zeichnungen festgehalten wurde. das war’s. Aber, dass es sich tatsächlich vielleicht um ein Boot Koreas gehandelt haben könnte, finde ich absolut logisch.
Also habe ich mal geguckt, was für Boote Korea in den Jahrhunderten vor dem Utsuro Bune in See stechen ließ. Und ich glaube das hohle schiff könnte die vermischte Legende von Stories eines bestimmten schiffstypen gewesen sein: Geobukseon Wir hatten ja eben die Flagge der Joseon Navy angeguckt, deren Symbol eine Ähnlichkeit zu dem Guckloch auf der Oberseite des Utsuro bunes hatte. Eine sehr besondere Schiffsart der Flotte dieser Joseon Navy waren die damals einmaligen Geobukseon , zu deutsch: Schildkrötenschiffe
Um das Entern durch Fremde zu verhindern, hatte man das Oberdeck der flachen Schiffe mit langen Eisenstacheln bedeckt. Die Öffnungen am Rumpf waren so konstruiert, dass die Besatzung hinaus, der Gegner jedoch nicht reinschauen konnte (leider wird nicht beschrieben, wie das technisch wirklich umgesetzt war). Um aus Wikipedia zu zitieren (https://de.wikipedia.org/wiki/Schildkr%C3%B6tenschiff) “Für die bisweilen in der Literatur geäußerte Behauptung, dass das Oberdeck der Schildkrötenschiffe mit Eisenplatten gepanzert sei, gibt es keine hinreichenden Belege.[4][5][6] Allgemein gilt, dass die zeitgenössischen Quellen sich über die Konstruktion der Schildkrötenschiffe so sehr ausschweigen, dass „wir sogar über die allgemeine Konzeption ihrer Bauweise nur begrenzt Bescheid wissen“.[7] Zweckdienliche Hinweise lassen sich vor allem aus zwei Quellen gewinnen, den koreanischen und japanischen Kriegsberichten.” “Während der Rumpf der Panzerschiffe mit Eisen verkleidet war, um das Schiff vor feindlichem Artilleriebeschuss zu schützen, sollte das eiserne Dach des Schildkrötenschiffes dazu dienen, die Japaner am Entern zu hindern”
Ich sag mal so: wenn jemand damals nur eine Zeichnung dieses Schiff-Typs gesehen hat und ein paar Mythen über derenStabilität und Eisenverstärkungen, dann wäre in meinen Augen der Schritt zu einem utsuro bune mit metallplatten und hoher technischer Versiertheit auch nicht weit. Denn die Schiffe waren smart gebaut. Sie hatten z.b Holznägel. Die können nicht rosten, stattdessen saugen sie sich ein wenig mit wasser voll , quellen dadurch auf und verdichten das Schiff umso mehr. Mega klug. Und die runde Optik, so wie ausgeklügelte Fenster, die nur einseitig funktioniert haben sollten: sehr ähnlich, meiner Meinung nach.
Vielleicht ist es aber auch nur im Nachhinein von Skeptiker*innen so formuliert worden und wenn man dem ganzen mehr Authentizität und Nähe zu den wahren Ereignissen geben möchte, könnte man es auch in Polit-Talk-Slang sagen: “ein eindrücklicher Zeitzeugenbericht”. Und schwups: klingt es viel professioneller. Verbreitet wurde die Story damals vor allem in den gehobenen Kreisen von Edo, dem heutigen Tokio. Menschen trafen sich damals zu sogenannten “Toen Kai” übersetzt: “Treffen im Kaninchengarten”. Klingt an und für sich schon mal irgendwie wie geheime Militäroperation, oder auch: Swinger-Club. Aber nichts dergleichen. Im Kaninchengarten wurden einfach ungewöhnliche Geschichten aus aller Welt weitererzählt, egal wie viel Wahrheitsgehalt sie wirklich hatten. Real-Life Facebook sozusagen.
Die Geschichte des Utsuro-bune war offenbar eine so beliebte, dass sie ihren Platz auch in den Niederschriften eines solchen Treffens gefunden hat. Eine der handschriftlichen Kopien wurde erst in den vergangenen Jahren in den Bibliotheksbeständen der Showa Women’s Universiät von Tokyo gefunden. Davor war sie Jahrelang im Besitz eines Schreins in Baraki. Wer weiß also, was für Aufzeichnungen sich noch verbergen, in Archiven und Kisten,..ach nee, da bewahrt man ja nur Köpfe auf, ich hab’s leider nicht so mit Ordnung. Im Bericht dieser Geschichten aus dem Kaninchengarten von 1825, gibt es übrigens noch einen Nachtrag. Darin wird auf ein Buch namens “Rosia Bunken Roku” Bezug genommen. Auf Deutsch “ein Buch über Reisende in Russland”.
In diesem Russland-Reisebericht stand, dass die Kleider der russischen Frauen wie folgt waren: “Die Ärmel der Kleider sind zylindrisch und der Kleider Radius wird oberhalb der Taille kleiner. Mit Hilfe von Puder färben sie ihr Haar Weiß.” Kommt uns bekannt vor, was? Weiter geht der Nachtrag mit: “Es könne sich also möglicherweise um eine Frau gehandelt haben, die in einem russischen Ort lebte. Dies müsse noch genauer untersucht werden.” Naaa ich glaube ja eben nicht, dass die wirklich Bock hatten, Dinge zu untersuchen. War ja viel zu teuer.
Klingt ein bisschen nach öffentlichem Dienst. Präzedenzfall? Offizieller Verfahrensweg? “love it, muss ich nicht selbst denken.”
Die Kiste der Frau, die niemand berühren durfte, weist gewisse Ähnlichkeit mit einer sogenannten Gejobalo-Kiste auf, wie sie angeblich von wandernden Miko und Itako getragen wurden. Miko sind in der japanischen Tradition junge Frauen, die in shintōistischen Schreinen arbeiten und Rituale begleiten. Itako hingegen weibliche Schamanen, teils blind, die als Medien zwischen der Welt der Lebenden und der Toten agieren. Klingt jetzt beides nach Mythos, sind jedoch wohl tatsächliche Figuren der gelebten japanischen Kultur. Aber da steck ich zu wenig drin im Thema.
Jedenfalls hatten wohl sowohl Miko als auch Itakos auf Wanderschaft ihre magischen Gegenstände, oder auch menschliche Schädel dabei. Vielleicht kam daher die Idee, dass eine mysteriöse Fremde ne Kopfkiste bei sich trägt. Wahrscheinlich ist aber, da sind sich viele Forschende einig, dass die gesamte Geschichte des Utsuro-bune schlichtweg ein in vielen Varianten weiter getragenes Volksmärchen ist. Denn obwohl die bestehenden Aufzeichnungen sehr detailliert sind, fällt auf: es gibt keinerelei amtlichen Berichte über den Vorfall, obwohl er sich nahe der japanischen Hauptstadt ereignet haben soll.
Die Ankunft zweier britischer Walfangschiffe in den gleichen Gewässern wenig später ist hingegen bestens dokumentiert. Bedeutet es einfach nur, dass die Einheimischen die ständig herbeigespülten Frauen immer erfolgreich vor ihren Ranghöheren vertuschen konnten, um sich Ärger und Aufwand zu sparen? Oder bedeutet es: dass nix davon der Wahrheit entspricht? Vorhin sprach ich ja schon davon, dass es klassische Fenster in Japan erst ab 1868 gab. Außerhalb Japans jedoch, waren Fenster bereits längst etabliert. Vorallem vergitterte Fenster im Schiffsbau. Z.B in Russland. Kyrillisch wäre sicherlich auch eine Art Zeichen, die sie zwar selbst nicht lesen, aber als Zeichen unterscheiden könnten von z.b englischer Schriftart. Das Boot an sich könnte, meiner Meinung nach, auch eine Art Fass sein, zumindest die untere Hälfte. Allerdings haben die Tarai Bune, im Grunde Fässer, die als Boot dienen, offenbar kein Metall an sich, wie man es von anderen Fässern kennen würde: https://en.wikipedia.org/wiki/Tarai-bune
Es ist viel vermischt. Wenn es tatsächliche europäische oder russische Traditionen gegeben hätte, Aussätzige aufs Meer zu verbannen, warum haben wir dann nie davon gehört? Warum europäische Zeichen, bei gleichzeitigem klassisch asiatischen Boot?
Amelie, was sagst du scherzhaft über rothaarige, vor allem wenn das Sonnenlicht schräg auf mein Haupthaar scheint? Genau: dass sie keine Seele haben. Da geht es den Japanern wohl ähnlich, denn in der japanischen Kultur wurde rotes Haar mit Dämonen und europäischen Ausländern in Verbindung gebracht. Weiß nicht, was ich jetzt seltsamer finden sollte, dass sie Rothaarige verteufeln, oder dass wir, als Europäer, alle mit Dämonen in einen Topf geworfen werden…keine Ahnung.
Aber aus kultureller Sicht, ist das Merkmal ihrer roten Haare, vielleicht auch einfach nur als ein zusätzliches Symbol ihrer “Andersartigkeit” zu deuten. 1803 also zum Zeitpunkt des angeblichen Vorfalls, war Japan auf Geheiß des Tokugawa-Shogunat sehr stark abgeschottet. Übrigens auch, um sich vorm nervigen Christentum zu schützen.. aber das geht hier thematisch zu weit. In dieser Zeit des Sakoku auf deutsch “abgeschlossenes Land” ,waren die einzigen Europäer, die einreisen durften, waren männliche Niederländer und dies auch nur begrenzt und nur um Handel zu betreiben. Dennoch wird spekuliert, dass es sich beim Utsuro Bune um ein Schiffswrack eines europäischen Schiffs gehandelt habe, und die Frau eine europäische Passagierin war. Im Laufe der Zeit und Verbreitung dieser Geschichte wurde das ganze dann mit früheren Legenden vermischt.
Zu der Zeit durfte zwar niemand einfach so offiziell einreisen, dennoch wurde Japan regelmäßig angegriffen mit dem Versuch es zu übernehmen. So ist die Geschichte des Utsuro-bune wohl eher eine Erfindung ihrer Zeit, geboren aus Furcht vor den Fremden und der Faszination gegenüber der westlichen Welt und natürlich; dem Übernatürlichen.
Und denkt daran, wenn ihr mal unzufrieden mit eurem Partner-Menschen seid, dann schickt die Person doch einfach in einem kleinen Boot aufs offene Wasser hinaus. So ist es Tradition und deren .Schicksal. Punkt.
dies Frau im hohlen Boot war ein rothaariges Alien, eine bengalische Prinzessin mit Kopfkiste, eine Seidenraupe in Menschenkörperhülle, die sich ein krasses Boot gebaut hatte, also irgendwas davon, aber ganz sicher nicht nur ein Legendenmix aus Furcht vor Fremden und Neugier aufs Neue des isolierten Japans um 1800: True oder Schmu? Stimm selbst ab, ob die ganze Utsuro Bune Story TRUE oder SCHMU ist: https://www.instagram.com/unheimlichpodcast/ und hinterlass gern einen Kommentar, falls du auch schon unidentifizierbare unterwassser Objekte gesichtet hast!
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Utsuro Bune das japanische Alien "Schiff" von 1800Unheimlich
Podcast #27
Autorin: Franziska Ahorn