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Die gruseligen RauhnächteUnheimlich - Mystery Podcast #05

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Links zur Episode:

Heute geht es um: Weihnachten. Allerdings möchte ich nicht das christliche Weihnachten mit der wohl berühmtesten „Teen Mom“ aller Zeiten diskutieren, sondern andere internationale Mythen und Traditionen die mit der Zeitspanne vom Jahresende bis zum frühen Januar, den sogenannten Rauhnächten, verknüpft sind.

Fangen wir mit dem ersten ungebetenen Gast an: Frau Perchta. Ich find's ein wenig seltsam, dass sie nur einen Nach- aber keinen Vornamen hat...sei's drum.

Frau Perchta ist vorallem im ost-oberdeutschen Sprachgebiet, aber auch in Tschechien und Slowenien bekannt. Sie tritt in der Zeit der Raunhächte auf, das ist die Zeit zwischen der Wintersonnenwende, dieses Jahr also dem 21. Dezember und dem 6. Januar. In dieser Zeit feierten die Germanen übrigens die Geburt der Sonne. Kommt einem vielleicht bekannt vor.

Frau Perchta hat viele Namen, viele Rollen, und Jobs! Eine richtige „Power-Frau“ wie man heute sagen würde. Oder auch nicht. Der Begriff bringt Brechreiz. Lasst das.

Sie ist zum Teil Gnadenbringerin und entlohnt Fleiß sowie Hilfsbereitschaft. Dann hinterlässt den guten Menschen z.B. goldene Fäden, volle Spulen zum Spinnen und Flachsbündel, verschenkt Münzen an Mägde und ist unter anderem für das gute Gedeien des Getreides verantwortlich.

Nebenbei hütet sie die noch ungeborenen Seelen und bewahrt die an Teichen und Brunnen auf. Für die Frische vielleicht? Weiß man nicht. Sie gilt daher auch als Führerin der ungeborenen und der ungetauften toten Kinder.

Sie wird manchmal als alte Frau beschrieben, die einen entstellten Fuß hat, der gänse- oder entenförmig sei, wie auch immer man das orthopädisch erklären kann. Die Erzählungen von ihr reichen bis ins Jahr 900. Es wird auch gesagt, dass sie zwei Gesichter habe, ein schönes strahlendes, das sie den fleißigen, braven und guten Menschen zeigt und ein grässlich kaputtes, mit langer Hexennase, welches dann der Rest zu sehen bekommt. Teilweise wird das schöne Gesicht auch Frau Holda oder eben Frau Holle und nur das böse Frau Perchta oder auch Frau Percht genannt.

Fun-Fact: Im Märchen von Frau Holle kommt übrigens kein Mann vor. Es besteht also sicher den Bechdel-Test.

Frau Perchta schleppt auch viele Gegenstände aus Eisen mit sich herum. Auf der Abbildung eines Holzschnitts die ich gefunden habe, sieht es auch so aus als habe sie nur 3 Finger.

Frau Perchta Holzschnitt

Da das Spinnen ja offenbar voll ihr Ding ist, standen auch Weiberbünde, die sich in Spinnstuben formierten, im Dienst der Perchta. Der Zugang war für Männer nicht möglich und während der Rauhnächte sollte man weder waschen, putzen, weben, noch spinnen.

Das bedeutet aber nicht, dass man faulenzen konnte. Die Zeit galt schließlich der Spiritualität. Faulheit ist der Perchta ein Dorn im Auge.

Sie kommt dann also zwischendurch an auf einem goldenen Wagen, umgeben von ihrer ungeborenen Seelen und der Zombie Baby Schar vorbei. Diese tragen während des Umzuges einen eisernen Pflug. Denn als sogenannte „Eisenberta“, ich hab ja erzählt sie hat mehrere Namen, ist sie selbstverständlich auch die Schutzherrin des Eisenbergbaus. Was kann diese Frau eigentlich nicht? Sie sollte eine Show haben oder Seminare geben.

Vielleicht dann auch zum Thema Ernährung, denn das ist wirklich ne Herzensangelegenheit für sie. An ihrem Feiertag hat man gefälligst ihr Leibspeise zu essen. Was mag das wohl sein?

Fisch und Brei. Sonst nix. Wenn man irgendeine ihrer Vorlieben oder Abneigungen nicht einhält, z.B. den Verzehr ihrer Lieblingsspeise, kommt sie einfach mal rum mit der Zombi-Baby-Crew, schlitzt einem den Bauch auf, füllt ihn mit Steinen, näht in wieder zu und versenkt einen noch irgendwo in einem Gewässer wenn sie Bock hat.

Zudem kann ihr Atem einen blenden, was nach einer weiteren verpassten Chance im Zahnpasta Influencer Bereich klingt.

In Südtirol, der Schweiz, Österreich und in Süd-Deutschland gibt es auch das sogenannte „Perchtenlaufen“. Hierbei verkleiden sich Menschen traditionell als Perchtengestalten, von denen es einige gibt, und ziehen umher, machen teilweise Krach und verscheuchen so die Schreckensgestalten dieser Jahreszeit.

Perchtenläufer Perchta Maske

Hierbei ins Detail zu gehen, würde allerdings den Rahmen sprengen. Erwähnenswert finde ich jedoch, dass es neben den traditionellen Perchtenläufen auch Shows mit Lichteffekten und Lasern gibt, die zwar mehr auf den gruseligen Aspekt abzielen, auf mich jedoch aus der Ferne etwas..cringig anmuten.

Luzifers Dance-Night

Starke Überschneidungen zu Frau Perchta liegen übrigens auch mit der nordischen Göttin Freya vor, die in einem von Waldkatzen gezogenen Wagen wie ein Falke durch die Lüfte gleitet, aber darauf kommen wir später noch mal zurück.

Die wilde Jagd

Kommen wir nun zum Mythos der wilden Jagd. Diese besteht aus eine Gruppierung übernatürlicher Jäger, die durch den Himmel jagen. Sichtungen dieser Jagd haben regional unterschiedliche Folgen. Sie galten als Vorboten für Katastrophen, Dürren, Krankheiten und Kriege (erinnert mich an den Mottenmann) aber sie wurden auch als Omen für den Tod desjenigen gedeutet, der die Wilde Jagd beobachtete. Manchmal werden die Betrachter der Wilden Jagd oder auch einfach nur Leute die gerade schlafen, ebenfalls zum Teil der Wilden Jagd, da ihre Seelen mitgezogen werden.

Die Wilde Jagd ist sowohl in Skandinavien, Deutschland, England, Italien und auch in Frankreich und französischsprachigem Teil Kanadas ein Begriff. Das Wilde Heer ist zwischen der Zeit von Weihnachten und dem Dreikönigstag unterwegs, den vorhin bereits erwähnten, Rauhnächten.

Die Jäger ziehen mit grausigem Schreien und Gerassel, Heulen, Jammern und Johlen, stöhnend und ächzend durch die Luft.

die Wilde Jagd

Aber wer sind die Jäger überhaupt? Meist sind es Kinder, Männer und Frauen die gewaltsam gestorben sind oder einen „unglücklichen“ Tod fanden.

Der Zug setzt sich aus Seelen derjenigen zusammen, die quasi „vor ihrer Zeit“ ums Leben kamen.

Die Mitgezogenen müssen jahrelang mitmachen, bis sie befreit werden, wobei auch Pferde und Hunde davor nicht gefeit sind.

Auch wenn das furchtbar klingt, steht die Wilde Jagd den Menschen generell nicht feindlich gegenüber, dennoch sollte man sich möglichst niederwerfen, im Haus einschließen und vor allem natürlich: Beten. Wer die Jäger provoziert oder Ähnliches wird Schaden nehmen.

Wer absichtlich zugucken will und aus dem Fenster schaut, dem schwillt sein Schädel soweit an, dass er ihn nicht mehr aus dem Fenster zurückziehen kann.

Es gibt ab und an einen Vorreiter beziehungsweise einen Warnenden. Sein Ruf, um die Leute vorm Wilden Heer zu warnen? Rate mal.... „Ho, Ho, ho!“ kommt auch wieder bekannt vor oder?

Aber der Vorreiter ruft auch manchmal: „Aus dem Weg, ab dem Weg, damit niemand geschändet wird“

An manchen Orten ist auch eine Frau Teil der Wilden Jagd ... Genau: Frau Perchta! Bzw. unter ihrem Alias: Holda. Und manchmal wird die Wilde Jagd auch von der Anführerin getrieben, während sie auf einem riesigen Uhu reitet.

Die Gryla

Kommen wir zum nächsten Mythos:

Es geht um das eisige, raue Island. 364.000 Einwohner und unzählige andere Kreaturen.

Eine davon ist die Gryla. Sie ist eine hässliche, alte böse Troll-Frau, die im Gebirge wohnt. Die ersten Geschichten von ihr gehen mindestens bis ins 13. Jahrhundert zurück. Dort wird beschrieben sie habe 300 Köpfe, fünfzehn Schwänze, Ziegen Hörner, lange Ohren und einen...Bart.

Ihr Grundnahrungsmittel ist Menschen, allerdings ist die Gryla sehr faul, was sie sehr sympathisch macht, im Gegensatz zur fleißigen Perchta beispielsweise. Auf diesem Bild des Künstlers Thrandur Thorarinsson sieht man, wie die Grila etwas weniger monstermäßig dargestellt wird, aber zumindest mit trendigem Pony. Wobei sie halt trotzdem grad n Kind verspeist.

Aber diesen Blick kenn ich, das ist der „Verdammt, ich hab vergessen Soße zu kaufen“ Blick. Und die Frau im Hintergrund so „Was will das Kind, denn nun schon wieder..ach eine Trolllady verspeist es, will ich mal nicht stören!“

Konträr zu sonstigen Trollen ist die Gryla aber perfektionistisch veranlagt und wenn sie sich endlich mal aufraffen kann etwas zu tun, dann zieht sie das auch richtig durch.

Sie ist ein Fan von intermittierendem Fasten. Bei ihr ist das aber nicht stunden- oder tageweise.

Manchmal hat sie einfach Jahrhunderte lang keinen Bock zu kochen und bekommt dann natürlich plötzlich den mega Fressflash.

Weil's ihr dann nicht schnell genug gehen kann (wieder mal, sehr sympathisch), entzündet sie so ein Höllenfeuer in der Küche, dass die Hitze bis an die Erdoberfläche steigt. Menschen sehen das dann als Vulkanausbruch.

Die Gryla hat's halt echt nicht leicht, aber zumindest einen Ehemann, den 3. um genau zu sein.

Was mit den ersten beiden passiert ist konnte ich leider nicht herausfinden, aber ich tippe auf: verspeist.

Der dritte Ehemann heißt Leppalúði und die Gryla hat sich ganz gut mit ihm abgefunden. Er ist treu, freundlich und hält meist seine Fresse, denn Gryla schätzt es nicht wirklich wenn ihr jemand z.B. sagen möchte, was sie zu tun habe.

Zu dieser Patchworkfamilie gehören auch die 65 Söhne Grylas und ihre schwarze Riesenkatze Jólakötturinn, wobei Jól auf Deutsch Weihnachten bedeutet und Kötturinn Katze.

13 der Söhne stammen aus der aktuellen Ehe und zusammen mit der Katze sollen sie unerzogene Kinder fangen und die zum Kochtopf der Gryla bringen. Trolle können sich nur in der Dunkelheit draußen bewegen, da sie sich im Sonnenlicht zu Stein verwandeln. Die Zeit um die Wintersonnenwende, mit ihren besonders langen Nächten ist daher natürlich ideal um auf Kinderfang zu gehen.

Die 13 Söhne streiften Nachts durch die Gegend und nahmen die Kinder mit, die ungezogen waren oder zu viel weinten. Das hat zwar einerseits dazu geführt, dass es plötzlich viel artigere Kinder gab, andererseits führte es bei vielen zu einer naja sagen wir mal, ausgeprägten Furcht. 1764 hatte die Regierung daher genug dieser gruseligen Firlefanzerei und erließ ein Verbot, Kinder mit diesen Troll-Söhnen oder auch Geistern zu gruseln.

Die 13 Söhne haben sich daher inzwischen zu so etwas wie die kleinen Elfen-Handlanger des Weihnachtsmanns entwickelt, tragen inzwischen auch rote Kleidung, sind netter und bringen Geschenke, daher komme ich nun lieber auf die Weihnachtskatze zu sprechen.

Die Weihnachtskatze, Jólakötturinn ist gigantisch, nicht besonders hübsch und ihr Fell ist mottenzerfressen, was im Grunde der Beschreibung meiner Katze Knurri gleichkommt.

Und ich muss einen kurzen Exkurs hier einwerfen. Ich hab mal von meinen Eltern Kleidung geschenkt bekommen. Ich weiß nicht mehr ob es Weihnachten oder Geburtstag war, aber ich war unfassbar undankbar und dementsprechend geschockt. „Was zur Hölle, liebe Eltern,“ entfuhr es mir: „Das ist jetzt nicht euer Ernst? Das ist ja wohl Grundbedarf und kein Geschenk“... naja wie auch immer, ich glaube man ist erst Erwachsen, wenn man sich freut, dass einem Kleidung geschenkt wird.

Doch kommen wir auf die isländische Weihnachtskatze zurück.

Sie streift durch die Gegend der Dörfer und begutachtet durchs Fenster, was die Kinder so geschenkt bekommen.

Das Kätzchen ist jedoch Trendsetter und Fashion-Liebhaber wie es scheint.

Denn wehe die Kinder bekommen keine neue Kleidung. Wer alte Kleidung trägt, wird von ihr gefressen.

Ich mein, wie unfair, entweder du bekommst nur Klamotten oder ne Katze verspeist dich bei lebendigem Leibe.

Dies sollte natürlich Anreiz sein, für die Kinder um bei der Arbeit über das Jahr mitzuhelfen, aber natürlich auch für ihre Eltern, damit diese hart arbeiten, rechtzeitig alle Schafe scheren und neue Kleidung herstellen.

Wieder mal hat man ein Problem, wenn man faul ist, es sei denn man ist ein Troll.

Die fabelhafte Björk hat ein Lied zur Weihnachtskatze Jólakötturinn aufgenommen. Der Text ist ein Gedicht des 1932 erschienen Buches „Jólin koma“ auf Deutsch: „Weihnachten kommt“. Vielleicht eher eine Drohung, als Grund zur Freude. Wenn ihr's mal anhören mögt:

Das Weihnachtskatzenlied von Björk

Doch warum fürchten sich die Isländer ausgerechnet vor einer Katze, wenn z.B. Großkatzen gar nicht auf Island vorkommen?

Katzen, sowohl wilde, als auch Stubentiger, sind weit verbreitet in Island. Und wenn wir uns an die Geschichten von vorhin erinnern, mag es ebenso gut möglich sein, dass der von Waldkatzen gezogene Wagen der nordischen Göttin Freya und der mythische Bezug zu Katzen dort auch noch eine Rolle spielte.

Die hässlichen Kallikantzaroi

Doch kommen wir nun zu einer Sage bei der uns die Vergesslichkeit und die ADHS Erkrankung von Goblins den Arsch rettet.

Es geht um die Kallikantzaroi, eine Art böswilliger Goblin oder Kobold, vor allem im Griechenland, Serbien, Albanien, Bosnien und Zypern bekannt.

Die Kallikantzaroi leben unter der Erde, kommen jedoch an den zwölf Weihnachtstagen zwischen dem 25. Dezember und 6. Januar (also mal wieder, Wintersonnenwende, Rauhnächte, ihr kennt das Spiel). An die Oberfläche.

Etymologisch, also wenn's um die Wortherkunft geht, wird spekuliert, dass die Einzahl „Kallikantzaros“ vom griechischen „Kalos-Kentauros“ abstammt, was ich wirklich super finde.

Denn es heißt „schöner Zentaur“ bzw Kentaur. (Menschenoberkörper, Pferderest) Ich finde das sollte man viel öfter mal bei so beauty Instagrammern als Kommentar hinterlassen, um Verwirrung zu stiften. „schöner Zentaur“.

Wie auch immer, diese Theorie ist lustig, wird aber nur von Wenigen vertreten. Es gibt noch weitere Theorien aus diversen Sprachen, die Zusammenhänge zu Werwolf, Vampir, Blutsauger oder auch „er mit den schwarzen Waden“ sehen.

Es gibt keine durchgängige Beschreibung für das Aussehen der Kallikantzaroi, sondern diverse regionale Unterschiede. Einige Griechen haben sie sich mit tierischen Bestandteilen vorgestellt, also haarigen Körpern, Pferdebeinen oder Eberstoßzähnen. Teils werden sie als enorm, manchmal als winzig beschrieben.

Es wird gesagt, dass sie schrecklich riechen, überwiegend männlich sind, oftmals mit hervorstehenden sexuellen Merkmalen. Sie könnten rote brennende Augen, Ziegen- oder Eselsohren haben, Affenarme, heraushängende Zungen und riesige Köpfe. (Vermutlich haben sie sich die Wilde Jagd angeguckt, bis ihr Kopf diese Ausmaße annahm).

Am häufigsten werden sie jedoch als haarige, schwarze kleine Kreaturen beschrieben, die größtenteils humanoid aber teuflisch aussehen. Oftmals sind sie blind, lispeln und lieben es Frösche, Würmer und andere kleine Kreaturen zu mampfen.

Aber was treiben die nun die ganze Zeit?

Sie leben unter der Erde und sägen fast das ganze Jahr über am Weltbaum, damit er zusammen mit der Erde zusammenbricht. Der Weltbaum ist eine viele Kulturen übergreifende Vorstellung eines Baumes als Achse der Erde. Seine Wurzeln stehen in der Unterwelt, sein Stamm durchdringt die Erde wie wir sie kennen und seine Äste stützen den Himmel.

Wäre fatal, wenn das Ding niedergemetzelt würde. Die kleinen Racker schuften also Tag ein Tag aus. Doch immer wenn sie kurz vor ihrem Ziel stehen, bricht Weihnachten an und sie können an die Oberfläche kommen. Dort angelangt vergessen die Spatzenhirne natürlich den Baum und kommen lieber auf die Idee den Sterblichen Ärger zu bringen und Streiche zu spielen.

Am 6. Januar, Ende der Rauhnächte, müssen sie wieder zurück unter die Erde und sägen weiter. Der Weltenbaum hat sich während ihrer Abwesenheit selbst geheilt und sie fangen erneut mit dem Sägen an.

Es ist ein bisschen wie ein dementer Sisyphos.

Die Kallikantzaroi sind nachtaktive Kreaturen. Aber wie schützt man sich vor ihnen?

Man kann z.B. ein Sieb vor die Haustür stellen. Die komischen Goblins können nämlich nicht über die Zahl Zwei hinaus zählen, da drei eine heilige Zahl ist. Und würden sich daraufhin beim Versuch die Löcher im Sieb zu zählen entweder aus Frust selbst umbringen oder die ganze Nacht mit Zählen verbringen, bis sie sich bei Sonnenaufgang wieder verstecken müssen.

Dyskalkulie Leute, Matheschwäche ist real und es ist fies, wenn einen die Dorfbewohner deswegen fertig machen und behaupten man rieche streng und säge am Weltenbaum. Eine weitere Methode die Dinger loszuwerden ist es, übelriechende Schuhe ins Feuer zu werfen.

Definitiv ein guter Tipp, um übelriechende Schuhe loszuwerden.

Kinder, die innerhalb der zwölf Weihnachtstage geboren wurden, können sich übrigens zu jeder Weihnachtszeit, beginnend mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter in einen dieser stinkenden Goblins mit Matheschwäche verwandeln.

Um dies zu verhinden, kann man aber das Baby in Knoblauch- oder Strohsträhnen binden, oder aber: Die Zehennägel des Kindes versengen. Alter was? Ich hoffe die meinen bereits abgeschnittene Zehennägel?

Weiterhin kann offenbar jeder, der an einem Samstag geboren wurde, die Kallikantzaroi sehen und mit ihnen sprechen, was ziemlich cool ist, weil ich an einem Samstag geboren wurde. Und was erklären würde, warum ich das Gefühl hab, dass mich oftmals sehr ätzende Leute umgeben, die am besten die meiste Zeit des Jahres unter der Erde leben sollten.

In der serbischen Folklore sind die Goblins übrigens kein Fan vom Fremdgehen. Betrügt jemand also seinen Partnermenschen, lauert ihm ein Goblin auf, springt auf seinen Rücken, kratzt, verdrescht ihn mit einem Stock und zwingt ihn, sich, also den Goblin, die ganze Zeit durch die Gegend zu schleppen, jeden Abend bis er die Untreue seinem Partnermenschen gesteht. Wobei ich glaube, dass ab diesem Zeitpunkt der Ehebrecher nicht mehr wirklich „gestehen“ muss oder?

„Schatz warum trägst du seit einigen Nächten einen stinkenden, dich auspeitschenden Goblin auf dem Rücken?“

„eeeh..Nächstenliebe?“

In der anatolischen Folklore geht das ganze noch eine Nummer fieser:

Die Goblins stehen da meist an irgendwelchen dunklen Ecken und stellen vorbeigehenden Menschen belanglose Fragen. Doch aufgepasst. Beantwortet man nicht jede dieser Fragen mit dem Wort „kara“ welches „schwarz“ bedeutet, dann schlägt einen der Goblin halt tot. Logisch.

Manchmal imitieren sie dort auch die Stimmen geliebter Menschen um andere in die nächtliche Kälte zu locken und dort zu hypnotisieren, bis sie erfrieren.

Kommen wir zum Schluss noch zu etwas Heiterem. Was glaubst du ist das hier?

Das ist natürlich Tió um genauer zu sein „Tió de Nadal“

Ursprünglich heidnischer Natur und entstanden im östlichen Pyrenäen-Raum, war er früher auch unter anderem in Südfrankreich verbreitet.

Er ist ein Baumstamm, meist mit zwei Beinen, er lächelt und trägt eine rote Kappe.

Vom 8. Dezember bis zu Weihnachten „ernähren“ die Kinder ihn jeden Tag mit Obst, hauptsächlich Äpfeln und Brot. Dabei bleibt er immer mit einer Decke bedeckt um sich ja nicht zu erkälten. Scheinbar geht man also sehr fürsorglich mit ihm um.

Heilig Abend, zwischen dem Essen und der heiligen Messe, erzählen die Eltern ihren Kindern, dass der Baumstamm, wenn die Kinder die Decke abnehmen... na?

Geschenke scheiße natürlich.

Davor singen sie aber ein Lied: auf Deutsch:

Scheiß, tió,

Haselnüsse und Pinienkerne

piss Weißwein

zum Weihnachtsfest.

Jetzt kommt das Fest,

das glorreiche Fest,

wir werden Kaninchen

und Hasen, wenn wir haben, essen.

Scheiß, tió

Scheiß, tió

wenn du nicht scheißen willst,

werde ich dich mit einem Stock schlagen.

Da ein angemalter Baumstamm aber nicht häufig von allein kackt, schlagen die Kinder also heftig auf den armen Tio ein während sie singen und finden dann kleine Geschenke wie Schokolade und andere Süßigkeiten unter der Tios Decke.

Ganz ehrlich, wie gruselig. 1.: dich singt jemand direkt an.

Punkt 2: Jemand schlägt mit Stöckern auf dich ein..jepp, würd ich mich auch einscheißen.

Es gibt offenbar verschiedene Versionen des Liedes denn manchmal heißt es auch „scheiß keine Heringe, sie sind zu salzig“ oder so zum Beispiel in der

Caga Tio Version von Nora Jones

(Bilder der Rauhnächte sind hier zu finden).

Die gruseligen RauhnächteUnheimlich - Mystery Podcast #05 Autorin: Franziska Ahorn